Saison April - November

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Durchs Tannenzapfenland im Hinterthurgau

Eigentlich wollte ich ja im Piemont durch Weinberge strampeln, mit einem Glas Barolo in der einen und einer Bruschetta in der anderen Hand – aber das Leben spielt bekanntlich anders. Also: statt Dolce Vita im Süden gab’s Mostindien im Osten. Und ehrlich gesagt: auch hier warten Abenteuer, die locker mit Italien mithalten können – nur mit mehr Apfelbäumen und weniger Espresso.

Los ging’s in St. Gallen. Die ersten Kilometer? Sagen wir es so: Wenn man Freude an Möbelhäusern, Tankstellen und dem Duft frisch gegrillter Poulets hat, ist das ein wahres Paradies. Aber kaum hat man sich von der Einkaufsmeile gelöst, öffnet sich das Hinterthurgau wie ein gut gehütetes Märchenbuch. Plötzlich: Waldwege, kleine Städtchen mit klingenden Namen wie Gossau, Zuzwil und Sirnach – und dann dieser magische Moment, als der Bichelsee aus dem Morgennebel steigt. Ich schwöre, für einen kurzen Augenblick fühlte ich mich wie der erste Entdecker einer neuen Galaxie.

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Die Sonne stach durch die Äste, als würde sie uns Velofahrer ganz persönlich begrüssen wollen. Blumenfelder, Apfelplantagen, sanft gewellte Hügel – es war fast zu kitschig, um wahr zu sein. Und trotzdem: man rollt, man lacht, man denkt sich, das Leben könnte immer so sein.

Richtung Zürich wurde es sportlicher. Aber keine Panik: die Anstiege waren eher die „Wadenkneifer light“-Variante. Nichts, was man nicht mit einem kräftigen Zug aus der Bidonflasche und einem „Hopp!“ meistern könnte. Über Mauer hinaus schien die Strecke dann wie ein wohlverdienter Auslauf nach getaner Arbeit.

Und plötzlich, als hätte man die Zivilisation wiederentdeckt, taucht links die Klinik Hirslanden auf – der wohl beruhigendste Hinweis darauf, dass man nach der Tour notfalls gleich professionell zusammengeflickt werden könnte. Doch dazu kam es nicht: stattdessen rauschten wir im zügigen Abwärts-Galopp dem Bellevue entgegen.

Fazit: Die Route Nr. 5 ist wie ein Überraschungsei. Ein bisschen Nationalstrassen-Kaugummi, ein paar idyllische Landschaften und dazu ein Spielzeug in Form von Seen, Hügeln und Obstplantagen. Und das Beste daran: wir können jetzt ganz offiziell behaupten, sie (fast) komplett bezwungen zu haben.

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